Das schwarze Gold der Sixdays-Profis. Geheimnisumwitterte Tinkturen in den Dosen der Mechaniker und in so manchem Keller eines Radprofis ein Lager wie für edle Weine: Die Reifen sind bei den Sixdays ein wichtiger Bestandteil des Erfolges. Die Anforderungen an das Rollgut sind ganz anders als auf der Straße.
Null Pannenschutz, dafür aber superleicht rollend. Schließlich gibt es auf dem glatten Holz der Bahn keine scharfen Kiesel. Außerdem sind sie mit bis zu 15 bar aufgepumpt. Ob man mit einem speziellen Reifen einen Vorteil erzielen kann, weiß Jörg Wohllebe, Mechaniker von Zabel & Co: »Die Profis fahren den Continental 165 Sonderklasse oder den Tempo 22.« Hinter diesen kryptischen Kürzeln verbirgt sich etwas Interessantes: Beim 165er Sonderklasse steht die Zahl für die Anzahl der Fäden aus denen ein Quadratzoll der Reifenkarkasse gewebt ist. Je höher die Zahl, desto dünner jeder einzelne Faden. Und je dünner der Faden umso geringer ist auch der Rollwiderstand, den der Reifen verursacht.
Viele Jahre galt die Fadenzahl 165 dabei als das Maß der Dinge. Es herrschte also Waffengleicheit in der Weltspitze. Im letzten Jahr hat allerdings ein italienischer Hersteller die Messlatte ein ganzes Stück höher gelegt. 290 Fäden auf gut zweieinhalb Zentimetern. Dabei ist ein einzelner Faden beinahe so fein wie ein Haar. Es lohnt sich also, sein Augenmerk auf die schmalen Pneus zu richten. »Die Holländer packen in der letzten Jagd noch ihre Wundermittel aus dem Koffer«, weiß Mechaniker Wohllebe zu berichten. Dugasse heißt das Zauberwort. Französische Reifen, in Handarbeit aus Seide gefertigt. Edel, teuer und nur für die letzten Runden bestimmt. Mal sehen, ob es hilft. tb/sn