Der nach Profisiegen bis zum heutigen Tag erfolgreichste Radsportler Deutschlands, der 38-jährige Erik Zabel, beendet seine aktive Laufbahn. Der vierfache Sieger des Münchner Sechs-Tage-Rennens und deutsche „Sportler des Jahres 2001“ dreht seine letzten Runden hier in der Olympiahalle. Damit neigt sich nach 16 Profi-Jahren eine bemerkenswerte Karriere zu Ende. Zabel, der im DDR-Fördersystem groß geworden ist, galt als ein Mann mit schier unstillbarem Erfolgshunger. Der Name des gebürtigen Berliners steht für über 200 Profisiege, für bislang unerreichte sechs grüne Punktetrikots bei der Tour de France, für zwölf Etappensiege und vierzehn Tour-Teilnahmen in Frankreich sowie vier Triumphe beim Rennen Mailand – San Remo.
Die eine oder andere Träne der Rührung wird wohl dabei sein, wenn die Zuschauer in der Olympiahalle dem Weltstar Servus sagen. Einen würdigen Abschied hat er sich jedenfalls verdient. Seine Geständnis im Frühjahr 2007, als er Doping vor der Tour 1996 einräumte und dafür öffentlich um Verzeihung bat, ist vielen Radsportfans in bleibender Erinnerung. Zabel versieht seine Beichte rückblickend mit der Deutung: „Damit war ein innerer Druck der Unehrlichkeit weg“. An den Strecken wurde schnell klar, sein Publikum hat ihm verziehen und würdigt ihn am Ende seiner Laufbahn als das, was er ohne Zweifel ist: einer der besten Radrennfahrer aller Zeiten. Kenner wissen, am stärksten war der Vollblutsprinter stets, wenn es auf die letzten Meter ging. Seinen phänomenalen Antritt und Leistungswillen werden die Besucher in München noch einmal hautnah erleben, wenn er mit seinem Teamkollegen Leif Lampater ein letztes Mal sechs Tage lang um Punkte und Siege auf der Bahn kämpft. „Ich bin letzte Saison vier Mal mit Lampater gefahren und jedes Mal nur Zweiter geworden. Dieses Jahr will ich gewinnen“, lautet die sportliche Kampfansage an die Konkurrenz. Ganz Zabel eben, konsequent bis zum letzten Tag, bis zur finalen Runde. Auch München wird diesen Ausnahmesportler vermissen.
Artikel vom 6.11.2008