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Anfänge und Gegenwart: Die Geschichte des Münchner 6-Tage-Rennens

Radrennsport gibt es in München schon sehr lange: Bereits 1829 soll es eine Wettfahrt mit Draisinen, also Laufmaschinen, gegeben haben, bei der 26 Fahrer auf einer 4,5 Kilometer langen Strecke zwischen dem Karolinenplatz und dem Nymphenburger Schloss unterwegs gewesen sein sollen.

Alte Radsporthalle
Sigi Renz (rechts) und Wolfgang Schulze gewannen das erste 6-Tage-Rennen in der Olympiahalle 1972. (Foto: Archiv Bierlinger)

Ab 1873 veranstaltete der um 1870 gegründete Münchner Velocipeden-Club Rennen mit Hochrädern. Doch behördliche Auflagen machten große Schwierigkeiten: Um den Verkehr nicht zu behindern, durften die Rennen nur in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden abgehalten werden. Deshalb baute der Club 1879/80 in der Nähe des Schyrenplatzes seine erste Rennbahn. Sie war 333 Meter lang und wurde später mit überhöhten Kurven ausgestattet, da die Geschwindigkeit der Räder ab 1890 durch die Einführung des Luftreifens stark zunahm. Um diese Zeit trennten sich auch die Entwicklungen zwischen Bahn- und Stra ßenradsport, die Fahrräder wurden immer unterschiedlicher, die Reglements ausgefeilter. 1899 fand schlie ßlich das erste 6-Tage-Mannschafts-Rennen im New Yorker Madison Square Garden statt. In Europa übernahm man diese Rennform und so wurde Berlin 1909 Austragungsort des ersten deutschen 6-Tage-Rennens.

In München-Milbertshofen entstand 1906 eine Radrennbahn mit Platz für etwa 10 000 Zuschauer - die damals größte Radrennbahn der Welt. Unter freiem Himmel fanden hier unter anderem sogenannte ''Steherrennen'' statt, bei denen der Radsportler hinter einem schweren Motorrad im Windschatten fährt, dessen Fahrer auf den Fu ßrasten der Maschine steht.

Erst 1933 wurde das erste 6-Tage-Rennen in München veranstaltet. Die erste Bahn war 145 Meter lang und wurde vom Münchner Zimmerer Leopold Hatz gebaut. Dieser war offensichtlich unerfahren im Radbahnbau, denn die Gerade war nur schwach überhöht, was die Fahrer beim Ein- und Ausfahren in die Kurven vor gro ße Probleme stellte. Das erste Rennen endete nach 145 Stunden mit einem Sieg der Berliner Oskar Tietz und Franz Lehmann, die in den sechs Renntagen rund 3500 Kilometer zurückgelegt hatten.

Im Herbst 1933 war es erst einmal vorbei mit 6-Tage-Rennen in München: Der von den Nationalsozialisten eingesetzte Reichssportkommissar verbot deutschlandweit alle 6-Tage-Rennen als ''unwürdiges Spektakel'' - der Berufssport entsprach nicht den Vorstellungen der Nationalsozialisten von Sport. Zudem war das damals schon bunte Treiben rund um die Rennbahn den Machthabern ein Dorn im Auge. Die erste Münchner Bahn endete nach dem Verbot als Brennholz, da eine Fortsetzung unmöglich erschien.

Alle Radsporthalle
In der Ausstellungshalle auf der Theresienhöhe wurden von 1949 bis 1954 6-Tage-Rennen ausgetragen. (Foto: Archiv Bierlinger)

Am 1. April 1949 eröffnete der Schauspieler Heinz Rühmann in den Ausstellungshallen auf der Theresienhöhe das erste Rennen nach dem Krieg. Bis zum 7. April fuhren auf einer neuen Bahn Teams aus dem In- und Ausland, die Belgier Robert Naeye und Maurice Depauw siegten. Die Halle hatte ein Fassungsvermögen von etwa 9 000 bis 10 000 Zuschauern auf Sitz- und Stehplätzen. Laut Veranstalter wurden in der Zeit vom 1. bis zum 7. April nicht weniger als 100 000 Karten verkauft - das Interesse am Radsport war beim Publikum ungebrochen. Und die Besucherzahlen blieben anfangs hoch - selbst als in der Wintersaison 1950/51 zwei Rennen stattfanden.

Die neue Rennbahn war zunächst 154, dann 166,6 Meter lang. Auch der Nachteil der ersten Rennbahn wurde korrigiert: Die Gerade war fast so steil wie die Kurve, was den Fahrern die Fahrt ungemein erleichterte und gleichzeitig einen guten Blick auf das Geschehen auf der Bahn ermöglichte - vor allem aus dem Innenraum, dessen Tische schon damals so etwas wie einen VIP-Bereich darstellten, da sie besonders teuer waren oder nur für bekannte Persönlichkeiten zur Verfügung standen.

Neben 6-Tage-Rennen wurden auf der Winterbahn in den Ausstellungshallen weitere Wettbewerbe ausgetragen, beispielsweise im Dezember 1948 ein 100-Kilometer-Rennen. Daneben gab es Mannschaftsrennen über 25 Kilometer, 3-Stunden, 100 Kilometer und die 1001-Runde (154 km). Für die Rennen in München waren sowohl Lokalmatadoren wie die Publikumslieblinge Hans und Ludwig Hörmann als auch ausländische Fahrer wie die beiden ''australischen Kängurus'' Alfred Strom und Reginald Arnold wichtig und bei Publikum und Presse gern gesehen. Die 6-Tage-Rennen in der Ausstellungshalle waren schon damals keine reinen Sportveranstaltungen: Zur Unterhaltung des Publikums spielten Blaskapellen auf.

Ludwig Hörmann
Der Münchner Ludwig Hörmann war bei nationalen und internationalen Veranstaltungen sehr erfolgreich. (Foto: Archiv Bierlinger)

Das Ende der Radrennveranstaltungen in den Ausstellungshallen kündigte sich bereits beim 100-Kilometer-Mannschaftsrennen am 31. Januar 1954 an: Nur noch 4000 Besucher kamen zu dieser Veranstaltung, die Tagesgagen für die Rennfahrer wurden mangels Einnahmen erst nicht mehr vollständig, später dann gar nicht mehr ausgezahlt - die Winterbahn GmbH als Betreiberin des Unternehmens war zusammengebrochen. Auf Betreiben einiger Fahrer wurde das Rennen zu Ende gefahren, es gewannen noch einmal die Lokalfavoriten Ludwig Hörmann und Hans Preiskeit. Preiskeit setzte durch, dass die gepfändete Kasse der Einnahmen zumindest unter den ausländischen Teilnehmern verteilt wurde - die deutschen Fahrer sahen kein Geld mehr. Mit dem finanziellen Ruin der Winterbahn GmbH war eine Fortsetzung der Radrennen in den Ausstellungshallen nicht mehr möglich.

Erst 1972 fand wieder ein 6-Tage-Rennen in München statt, nun an neuem Standort in der Olympiahalle. Das Münchner Publikum musste erst wieder für die Sixdays gewonnen werden, doch mit den Jahren stiegen die Zuschauerzahlen. Nicht zuletzt wegen der neuen Fahrer-Generation: Der ehemalige Profi Ludwig Hörmann war der sportliche Leiter und holte Stars wie Lokalmatador Sigi Renz, Patrick Sercu, Eddy Merckx, Rene Pijnen und Graeme Gilmore auf die 200-Meter-Bahn in der Olympiahalle. Unter Sigi Renz vervollständigten Danny Clark, Urs Freuler, Anthony Doyle, Olaf Ludwig und Etienne de Wilde das Fahrerfeld, besonders der Frankfurter Didi Thurau wurde vom Publikum geliebt. Zu den Stammfahrern der letztjährigen 6-Tage-Rennen gehörten Bruno Risi, Erik Zabel, Danny Stam und Robert Bartko, die auch heuer wieder an den Start gehen.

Leonie Specht


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